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Karneval als Therapie

 

Lachen in der Gruppe kann das Gemeinschaftsgefühl stärken (mitlachen), es kann aber auch ausgrenzen, wenn auf Kosten anderer gelacht wird. Insofern hat Lachen eine wichtige soziale und politische Bedeutung: Es stellt durch seinen anarchischen Grundzug Autoritäten in Frage (Hat Hitler gelacht? Trump ist lächerlich). Durch Lachen kann der Anspruch auf Respekt grundsätzlich entkräftet werden. Daher fühlen sich alle bedroht, die durch Macht und Rituale Herrschaftsverhältnisse aufrechterhalten wollen. In solchen Bereichen kann dann höchstens das Ritual des Karnevals als einmalige, kurze Zeit der Komödie geduldet werden, um dann wieder in den tristen Ernst des Alltags zurückzukehren.

Lachen ist die beste Medizin“ sagt ein altes Sprichwort, „ein Tag ohne Lachen ist ein verlorener Tag“ sagte Charly Chaplin und hatte sich auf die Fahne geschrieben, andere Menschen zum Lachen zu bringen, ohne dabei eine Miene zu verziehen. Im menschlichen Miteinander wird Lachen als eine der grundlegendsten Kommunikationsformen der Sympathie angesehen, deren besänftigende und konfliktbegrenzende Wirkung im Zusammenleben der Menschen unbestritten ist – obwohl es auch ein bösartiges, sarkastisches oder schadenfrohes Lachen geben kann.

Man nimmt an, dass das Lachen menschheits-geschichtlich der Sprache deutlich vorausgeht, da es in einer Gehirnregion ausgelöst und gesteuert wird, die älter ist als das Sprachzentrum. Hierhin werden Reize übertragen, die eine Reflexbewegung auslösen können – eben das Lachen, das bis zu einem Krampf ausarten kann, dem Lachkrampf.

Was geschieht eigentlich konkret beim Lachen? Letztlich ist Lachen nichts anderes als eine besondere Atembewegung, bei der die Ausatmung in mehreren schnell hintereinander folgenden Stößen begleitet von Geräuschen ausgeführt wird. Dabei wird die Mundspalte verbreitert und die Mundwinkel links und rechts erhöht. Augenbrauen heben sich, Nasenlöcher werden weit und die Augen verengen sich zu Schlitzen. Letzteres ohne Geräusch geschieht ebenso beim Grinsen oder Lächeln (mimischer Gesichtsmuskel)..

Beim Lachen werden in der Gesichtsregion ca. 17, am ganzen Körper 80 Muskeln betätigt und die Luft schießt mit enormer Geschwindigkeit durch die Lungen und die Stimmbänder werden in Schwingungen versetzt. Während der Mann mit ca. 280 Schwingungen pro Sekunde lacht, geschieht dies bei der Frau sogar bis zu 500, dabei bewegt sich das Zwerchfell und die Blasenmuskulatur entspannt sich. In dem Moment transportiert die Lunge drei- bis viermal soviel Sauerstoff wie normal, der Puls rast, die Durchblutung wird angeregt und fördert die Verbrennung von Cholesterin.

Das verbraucht Energie. 20 Sekunden Lachen entspricht einem 3-Minütigen Joggen! Hierdurch werden Abwehrstoffe gebildet und die Zahl der Stresshormone im Blut geht radikal zurück. Kein Wunder also, dass sich hierdurch auch die Schmerzempfindung z.B. bei Kopfschmerzen reduzieren lässt und die Botenstoffen (z.B. Gamma-Interferon) aktiviert werden, die z.B. die Vermehrung von Tumorzellen hemmen. Während Kinder ungefähr 400 Lacher am Tag haben, lachen Erwachsene durchschnittlich nur noch 15 Mal. Verschiedene Studien haben außerdem ergeben, dass vor 40 Jahren drei Mal mehr gelacht wurde als heute – aller Angebote der Spaßgesellschaft zum Trotz. All dies haben in den 60er Jahren inzwischen berühmte Wissenschaftler aus den Bereichen Psychologie, Psychiatrie und Sozialwissenschaften erforscht (z.B.Gregory Bateson, William Fry, Paul Watzlawick, Peter Derks, Michael Titze, Peter Hain und Christof Eschenröder) und hieraus die Gelotologie, die Lachforschung entwickelt (vom griechischen gelos: Gelächter). 

Bis heute nicht genau erforscht ist die Frage, warum uns manchmal beim Lachen die Tränen kommen. Man nimmt an, dass ähnlich wie beim Schmerz und Trauer das vegetative Nervensystem stimuliert wird. Hierüber wird die Tränendrüse aktiviert, die schließlich ihre Flüssigkeit absondert. So können wir anderen Menschen unseren Gemütszustand anzeigen. Bären z.B. können genau das nicht. Ihnen fehlen die Muskeln im Gesicht, die bei uns die Gesichtsmimik ausmachen. Da man nicht sieht, was sie vorhaben. Sie sind so für jeden unberechenbar. Allerdings gibt es diese Unwägsamkeit des Lachens auch beim Menschen. Denken Sie an den Bankräuber mit der lachenden Clownmaske…

Fazit: Wieder mehr Lachen! Viele Beratungsgesellschaften, therapeutische Zentren und ca. 150 Lachclubs in Deutschland haben dies erkannt und bieten uns ihre Dienste an, z.B. öffentliches Lachyoga im Park in Köln, mit wechselnden Lachyogalehrern: zum Lachen! Wenn Sie weniger Geld ausgeben wollen, steigern Sie doch einfach ihre tägliche Lach-Ration. Erzählen Sie Witze, hören Sie sich Komödien im Radio an oder gehen Sie ins Kabarett, schütteln Sie sich einmal am Tag vor Lachen. Sie werden sehen: Beschwingt und fröhlich-gelassen auf die Welt zu schauen hat nichts mit Oberflächlichkeit zu tun.

Es tut gut, steckt an und hält jung. In diesem Sinne: Lachen sie nicht zuletzt, lachen Sie zuerst! Zumal im Karneval, der unter diesem Aspekt als die heilende Jahreszeit gesehen werden kann. Helau und gute Besserung.

C Text / alle Fotos Michael Troesser

Interessante Websites zum Thema:

http://lachclub.info/ https://de.wikipedia.org/wiki/Lachyoga http://humor-lachen.de/ http://www.koelner-lachclub.de/