Im Niemandland Zwischen Wollen und Müssen Strudelt das Möchten Hilflos zum Können Bis das Dürfen für das Brauchen Das Fenster zum Sollen öffnet
Weinbergschnecke
Hinter einer Gartenhecke Sitzt eingerollt die Weinbergschnecke Sie hat sich in ihr Haus verzogen Das bildet einen schönen Bogen Hier drinnen, denkt sie, ist sie sicher Vor jedem Menschenschneckenfischer
Der stört sich nicht am Schneckenhaus Und zieht mit Kraft die Schnecke raus
Nullen und Einsen
Die digitale Null Die digitale Eins Zaubern unsichtbar Bewegung in Welt Unbemerkt Sind sie nicht
Ab und zu fällt der Fall
Der zufallende Fall Wird Zufall des Lebenden
Der abfallende Rest Ist Abfall Seiner Geschichte
Der Gartenschlauch
Ein fingerbreiter Gartenschlauch Aus festem Material Schlängelt durch einen Himbeerstrauch Zum allerletzen Mal
Denn ein lauter Rasenschneider Kommt hemmungslos vorbei Den Gartenschlauch durch teilt er leider Nun haben davon wir zwei
Schöner Feind
Nee, war das schön Ja, es war schön Nee, war das schön Ja, es war wunderschön
Schöner wird es nicht Denn das Schönste Ist der Feind des Schönen
Metamorphose
E Ein Eins Einsam Immerzu Immer Im
Schlaue Mauer
Die alte Klagemauer klagt Weil keiner an der Klagemauer klagt
Seitdem ist die Klagemauer schlauer Und heißt von nun an nur noch Mauer
Seifenblase
Vom Wunsch schwer getroffen Drehen Blasen aus Seife Kreisbunte Runden In die dünn werdende Luft
Erst spät vergeht ihr Gehäuse Am fernen Verlangen Der Wunsch platzt So nicht
Der glückliche Wunsch
Auf dem Weg zum Erfolg Verliert der Wunsch sein Motiv Verführt von mutigen Begleitern Lässt er den Wünschenden trostlos zurück Auch ohne Erfolg Empfindet der Wunsch Diesen Ausflug Als Glück
Tausch
Es war einmal ein Kieselstein Der würd so gern ein Wiesel sein Denn Wiesel sind gemeinhin schneller Als Kiesel auf dem Deko-Teller
Doch der Wiesel will nicht tauschen, will lieber durch die Auen rauschen Das nimmt der Kiesel ihm zwar krumm Doch liegt der weiter knurrend rum
Was woll´n uns diese Zeilen sagen? Man muss nicht stets nach Tauschen fragen
Meersalzgrotte
Es saß in einer Meersalzgrotte Die splitternackte Liselotte Doch plötzlich mag sie kein Salz mehr Und seither ist die Grotte leer
P.S. Am Abend ist ein Zungenkuss Mit Salz im Mund kein Hochgenuss
Netze
Filigrane Spinnen Netze halten mit Kraft die Emotionen Ein falsches Wort Des Menschen Und das Netz Zerfällt
Das Knüpfen Dauert oft Ein ganzes Leben
Niemandsland
Wenn die Pforte Deiner Liebe Sich verschließt Dein werben Um Nähe Im Nichts Verhallt
Zerbricht Dein stetig Verlangen Im Niemandsland Deines eigenen Ichs
Sonntagsbild
Nicht mein Bild Vom Sonntag In grellroten Lettern Kreischen Headlines Mich an
Eher leises Getöse Bei sanft dampfendem Ei Erschlägt mich die Liebe Eines alternden Stars Verschwärzt mir Die Lust