Gedankenfrei

GEDANKEN – FREI

 

Lebenssätze

Es gibt Momente,
Die trotzen dem Vergessen

Es gibt Nähen,
Die verblühen schon im Jetzt

Es gibt Trauer,
Die verstummt nicht bis zum Ende

Es gibt Lieben,
Die hat es im Leben nie gegeben

 

Kleine Freiheit Traum

Kleine Freiheit Traum
Verlass mich nicht

Halte mich in Deinem Herzen
Und gib mir bildlos Kraft
Nimm mich mit auf Deine Reisen
Und schenke mir für den einen
Moment nur das Gefühl
Das Eigentliche mit Dir zu teilen

Kleine Freiheit Traum
Verlass mich nicht

 

Freiheit

Erst nach dem Essen
Erst nach der Lust
Erst nach dem Sex
Erst nach dem Frust
Erst nach dem Stress
Erst nach der Gier

Entfaltet sich Freiheit
Erwacht neu in Dir

 

Entpuppte Freiheit

Am Tag
Entwurzelt
Das Ticken der Uhren
Den einen Moment

Verirrt im Jetzt
Zerrieben
Im Lauf der Zwänge
Versteckt sich das Glück

In der Nacht
Entpuppt sich
Der Traum
Als Freiheit
Des Seins

 

Ausgedacht

Verzweifelt irrt der
Ausgedachte Gedanke
Durch die dunklen Hälften
Seines Gehirns

Verglüht
An der letzten
Windung
Wie Purpur
Im Schnee

 

Gedachte Gedanken

Die Zahl
Der nicht gedachten
Gedanken
Übersteigt bei weitem
Die Zahl der gedachten Gedanken

Die Zahl
Der gedachten
Gedanken
Die Zahl der nötigen Gedanken
Nicht

Gedankenglück

Wie mein Gedanke
Die Zeit vergisst

Spricht zum Stein
Am einsamen See:

Nie wirst in langen
Nächten
Du den Mond wandern sehn

 

Heimatloser Gedanke

Im Niemandsland
Zwischen den Hälften
Paart sich das Gefühl
Mit einem Gedanken

Heimatlos bleibt
Ein neuer Gedanke
Im Windungslabyrinth Zurück

Hier verliebt sich
der verwaiste Gedanke
In ein warmes Gefühl
Verführt fliegt er
In seine neue Heimat
Auf die andere Hälfte

Gedankenvoll müht er sich ab                                                  Ein Gefühl wird er nicht

 

Gnomentanz

Entrückt tanzt der Gnom
Furchen ins Parkett
Hält Weltgeschehen
Drehend kreiselt die Klimakterie
Erhaben über dem streng schauenden
Zwerg schielt langarmig gestreckt
Hinauf unter Brüsten vordächrig
Lässt Fürze geheim walzern im Takt

Sonnenseitig lächelt das ungleiche
Paar „Excellente“ denkt der Eine
Verbirgt es dem Anderen
Im Vorbeidrehen wagt er den Blick
Auf das Ende der Beine gefasst
Auf das eine holprige Glück
Zur Paarung bereit

Steine von Pflaster nass
Spiegeln die Hände verknoteter Finger
Tauschen den Speichel
Spannt straff die Eichel
Geben verzückt hungrig Laut
Stärken wie Stöße längsseits
Zergliedert sich Faser für Faser
Einmal hin und zurück

Noch auf der Matratze
Zieht den Gnom mit Getöse samt
Seidig ein Rauschen nach innen
Vertauschen die Seelen
Stück für Stück hält verborgen
Entfesselt vom Drehen
Der Gnom Traumtanz für Glück

 

Gedanken an Welt

Heimwärts will zieh´n
Der einsame
Fischer

Einholen will er
Das trockene Laub
Golden den Boden
Berühren

Böen tragen hinweg
Die müden Gedanken
Entzogen der bleiernen
Schwere der
Welt

Vergessen
Die fruchtende Biene
Im Staub

  Plötzlicher Gedankentod

Liegt da
Das Jüngste der Gedanken
Ausgebreitet auf dem
Großhirnbett

Nimmst es fest
Bei der noch feuchten Hand
Führst es hinaus zu den Brüdern
Im Windungsall

Schenkst ihm für die eine
Der oft erträumten Sekunden Leben
Schickst es ergriffen vom Kurzgeist
Des Momentes
Die Achterbahn der Rinde
Entlang

Um sogleich den Deckel
Eines transparenten
Sarges über ihm
Zu schließen, begraben
Im Nirgendwo

 

 

Gedankenblitz

Wie diffuse Wolken
Bilder der Vergangenheit
Gedankenblitze
Innenseitig auf Seelenhaut

Verschwunden
Willst Du sie greifen
Unklar hinterlassen sie
Sehnsucht nach Zeitlosigkeit

Klar nur für den einen Moment
Wonniger Wiedergeburt
Bleibt nichts als weinerliche Wehmut
Beim Rückwärtsdrehn

 

Unio Mystika

Ein halbes Leben lang
Die Schwere des Gefühls
Mit Flug verwechselt
Verfallen stets dem jetzt und gleich
Alltäglicher Vergnügungswut
Als fassbar Kleinod der Unendlichkeit

Ein halbes Leben lang
Die Sehnsucht nach Entgrenzung
Gestillt mit festem Blick
Und wohlgesetzten Griffen
Als platter Zauber
Wo Verzauberung Seelen
Tönen lässt

Ein halbes Leben lang
Mit Göttern und Dämonen
Getanzt auf hundertfachen Messen
Und rauchdurchsetzten Opfermalen
Als kurzer Einhalt
Bedrohlicher Vergänglichkeit

Ein halbes Leben lang
Am Erkenntniswein
Nur leicht genippt aus Angst
Das Dauerlicht nicht zu ertragen
Die Augen viel zu oft verschlossen

Ein halbes Leben lang
Den falschen Träumen nachgesonnen
In gutgemeinter Redlichkeit
Als Haltegurt für weite Seelensprünge
Hat Kleingeist große Siege
Nie errungen

Ein halbes Leben lang
Als Gartenzwerg das Eigentliche
Stets nur gesucht
Und nichts gefunden
Als Spiegelbilder
Gutdosierter Eitelkeit
Ertränkt in überlangen
Abendstunden

Ein halbes Leben lang
Nichts mehr und auch nichts weniger
Als dieses eine Hoffen
Auf jenen Akt
Erkennender Vereinigung
Im Hier und doch nicht jetzt
Versöhnt mit allen Schmerzen
Bleibt sie uns
Als Grabgeschenk
Je mehr verborgen
Je mehr der Geist
Sie zu durchdringen glaubt:

Unio Mystika

c